Warum Anthotypie?

„Die Anthotypie (von griech. άνθος anthos „Blüte“ und τύπος týpos „Abdruck“, auch als Nature Printing bezeichnet) ist ein fotografisches Edeldruckverfahren, das auf der farblichen Veränderung von Pflanzenfarbstoffen unter Lichteinwirkung (z. B. UV-Licht) beruht.“ (Wikipedia)

Die Anthotypie ist eines der aller-aller-ältesten fotografischen Verfahren, es ist seit dem frühen 19. Jahrhundert dokumentiert.

Hafenarbeiter. Skulptur von Constantin Meunier, 1890; Frankfurt a.M., Friedensbrücke.
 (Papier mit Kohlrabiblätterbrei gefärbt).

Das Verfahren fasziniert mich aus handwerklichen, künstlerischen und philosophischen Gründen:

  • Es fordert die Tüftler:in in mir: Um gute Bilder hinzubekommen, braucht es ein gutes Zusammenspiel zwischen Pflanzenfarbstoff, Papier, Auftragetechnik, Sujetauswahl, Wetter, Lichteinwirkungsdauer.
  • Es ist künstlerisch interessant: Was ist die richtige Pflanze mit der richtigen Vorlage, um eine bestimmte Aussage machen zu können? Nicht jede Pflanzenfarbe hat dieselbe Kontrasttiefe, nicht jede dieselbe Grundfarbe. Ich habe dieses Jahr – seit Ende März – schon ungefähr vierzig Kombinationen durchgespielt, mit zum Teil „interessanten“ Ergebnissen.
  • Es ist sehr, sehr lowtech: Es braucht sehr wenig Ausrüstung. Papier, Pinsel, Pflanzen, das ist es schon fast, wenn man Gegenstände als Vorlage braucht. Wenn man von einer Fotografie einen Abzug machen will, braucht es noch ein Positiv.
  • Es ist flüchtig: Anthotypie funktioniert so, dass das pflanzengefärbte Papier an der Sonne dort ausbleicht, wo nichts draufliegt. Das Ergebnis ist also nicht lichtecht. Man kann es im Dunkeln aufbewahren, doch mit jedem Anschauen verbleicht es ein kleines bisschen. Beim Betrachten des Bildes interagiert man auf sehr physischer Ebene mit dem Bild

Aktuell versuche ich ein Bild aus Karottenkraut zu machen

… mit etwas Wasser pürieren und damit Papier anmalen …
(dieses sollte ziemlich dick sein, hier 320 g/m2)
… und an die Sonne legen.
Ich habe ein Dachfenster mit grossem Fenstersims, das ist natürlich ziemlich praktisch.

Noch ist das Bild natürlich nicht fertig. Ich denke, es braucht noch ein, zwei Sonnentage.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert