Fliegen ist so schön! Es macht mich traurig, darauf zu verzichten.

Letzte Woche bin ich an eine Konferenz geflogen, an die dalmatinische Adriaküste. Es war mein erster Flug seit über 10 Jahren – und Himmel, war das schön! Die minutiöse Logistik am Flughafen und die hochkomplexe Technik sind sehr faszinierend (ich könnte stundenlang zuschauen), das Gefühl beim Abheben ist besser als jede Chilbibahn und der Blick aus 10 km Höhe auf die Seen, die Alpen, den Tagliamento, die Lagunen von Venedig, die Inseln an der kroatischen Küste – wahnsinnig schön (Kant hätte es wohl als erhaben bezeichnet, hätte es die Fliegerei zu seiner Zeit schon gegeben).

Ich wurde mal als „militante Nichtfliegerin“ bezeichnet. Das ist nicht ganz falsch – denn was den persönlichen ökologischen Fussabdruck betrifft, ist hier eine der grössten Stellschrauben. Ich wurde lange nicht müde, diese Tatsache allen, die es nicht hören wollten, unter die Nase zu binden. Denn keine andere Handlung, über die man selber entscheiden kann, hat einen so grossen CO2-Impact. Ausser Ja-Stimmen am 18. Juni natürlich!

Dennoch: Flugscham habe ich letzte Woche nicht empfunden. Denn mein persönliches Lebensbilanz-Flugkonto weist immer noch eine einstellige Zahl an Flügen auf, und auch dieses Mal habe ich sorgfältig abgewogen und mich sehr bewusst dafür entschieden (und gut geplant: An der Konferenz hatte ich Seiten-Treffen, für die ich sonst – wenn auch mit dem Zug – weit hätte fahren müssen).

Was ich aber durchaus empfinde, ist so etwas wie Nicht-Flug-Trauer. Es kann durchaus wieder mehrere Jahre dauern, bis ich das nächste Mal in ein Flugzeug steige, wenn überhaupt. Und das finde ich sehr, sehr richtig, aber gleichzeitig halt auch sehr, sehr, schade. Ich glaube, es ist wichtig, anzuerkennen, dass es bei aller Überzeugung nicht einfach ist, nicht zu Fliegen. Es ist nämlich toll, so schnell so weit zu reisen, es ist wunderbar, was man sieht von da oben und es ist super, wie schnell man wieder zu Hause ist nach einer anstrengenden Konferenz. Mit Zug und Bus hätte die Reise ein gutes Stück über 24 Stunden gedauert.

Das Gegenstück zu Flugscham ist ja scheints Zugstolz. Ich glaube, ich brauche jetzt dringende eine sehr, sehr coole Zugreise!

Bärlauch in der Dunkelkammer

Analoges Fotografieren ist ein nicht besonders naturnaher Prozess. Die Dunkelkammer ist ein kleines Chemielabor, es ist viel Plastik im Spiel und man arbeitet mit Substanzen, die als Sondermüll entsorgt werden müssen.

Man kann also versuchen, Chemikalien zu verwenden, die weniger umweltbelastend sind als herkömmliche Fotochemikalien. Oder man kann mit alternativen Fototechniken experimentieren wie Cyanotypie oder noch chemikalienärmer: Anthotypie. Man kann aber sogar noch experimenteller werden und pflanzenbasierte Entwicklerflüssigkeiten selber herstellen – ein Feld, auf dem das London Alternative Photography Collective mit dem Sustainable Darkroom Projekt forscht und experimentiert. Dem Sustainable Darkroom Projekt habe ich auch das Rezept für mein erstes Experiment zu verdanken.

Um analoge Filme zu entwickeln, muss man die Silberverbindungen auf den Negativen zum Reagieren bringen – so dass die belichteten Stellen anders reagieren als die unbelichteten. Das gelingt z.B. mit Kaffeesäure und Vitamin C. Kaffeesäure ist bei weitem nicht nur in Kaffee enthalten, sondern auch in Bärlauch. Fermentierter Bärlauch – angereichert mit Vitamin C – eignet sich offenbar auch als Entwickler.

Fermentierter Bärlauch riecht ziemlich stark, aber zum Glück doch etwas weniger stark als ich mir das vorgestellt hatte. Dennoch bin ich froh, einen Occasion-Negativtank besorgt zu haben, um die normalen nicht zu stark zu beduften. Nach dem Entwickeln müssen die Negative dann noch fixiert werden. Auch dafür braucht es nicht unbedingt hochkomplexe und giftige Chemikalien – eine gesättigte Kochsalzslösung tut es auch (allerdings braucht es Geduld – 24 Stunden statt ein paar Minuten).

Die Papierabzüge habe ich anschliessend ganz konventionell mit der Laborchemie von ars imago (immerhin basierend auf ökologisch optimierten Rezepturen) entwickelt. Der Bärlauchsaft war mir dann doch etwas zu intensiv im Geruch für die kleine Dunkelkammer – beim Papierentwickeln hätte er in der flachen Schale recht lang Zeit bekommen, sich zu entfalten.

Ressourcen für nachhaltige und alternative Fotografie: